ZetaTalk: Die sozialen Dienste
Dezember 1995

Nach den Kataklysmen wird die wohlige Schutzdecke, die viele für selbstverständlich angenommen haben, weg sein - keine Sozialversicherung, keine Hauslieferungen, kein Notruf 110, kein freier medizinischer Dienst und keine Wohlfahrt mehr. Für jene, die sich nicht auf diese Dienste verlassen, wird der Schock genauso groß sein. Das Zuhause, der Job und Dienstleister werden weg sein, und sie werden genauso mittellos und verloren sein. Im Wesentlichen werden sich die Menschen aufeinander verlassen und nicht auf eine Infrastruktur. Was wird das bedeuten? In den meisten Gesellschaften gibt es Regeln, wer leben und wer sterben soll, auch wenn diese Regeln nicht artikuliert werden. Viele amerikanische Indianer lassen ihre Alten die Zeit ihres Abgangs wählen, ein spiritueller und ergreifender Augenblick für alle, denn die Alten waren eine Bürde für die Jungen. Alle stimmten überein, daß diese Bürde nicht getragen werden kann. In manchen Kulturen werden mißgebildete Kinder nicht ernährt, und alle Kulturen drücken ihre Unerwünschten an den Rand, um sie dort verdorren und
möglichst sterben zu lassen.

Nach den Kataklysmen werden plötzlich neue Regeln entstehen, abhängig von der Verzweiflung der Gemeinschaft und ob eine Dienst-für-sich-selbst- oder Dienst-für-andere-Orientierung vorherrscht. In Dienst-für-sich-selbst-Gruppen werden die Starken die Schwachen zur Beute machen oder sie ignorieren bis ein Gleichgewicht erreicht ist. Das bedeutet, daß verletzte oder gebrechliche Menschen ignoriert und nicht gefüttert werden. Ihnen wird nicht geholfen, und sie werden sterben. Wenn sie sich weigern, still zu gehen, werden sie getötet. Wenn die Nahrung knapp ist, werden sie auf jeden Fall getötet und gegessen. Schließlich erreicht die Gruppe einen Punkt, wo es keine Jungen, Alten oder Verletzten mehr gibt und die Hackordnung unter dem Rest ist wohletabliert. In Dienst-für-andere-Gruppen wird jenen, die hoffnungslosen Schmerz empfinden, erlaubt, den Selbstmord zu wählen, und Geburtskontrolle wird verwendet, um die Forderungen an kleine Resourcen zu beschränken, wenn es notwendig ist. Alle, die zu leben wünschen, werden ernährt und umsorgt, es wird gerecht geteilt. Im Krisenmodus, wenn sie von großen Zahlen von verletzten Mitgliedern in großem Schmerz überwältigt sind, setzen die Dienst-für-andere-Gruppen bei der Pflege gewöhnlich folgende Prioritäten:

• Wo die Verletzung klar lebensbedrohlich und der Ausgang unausweichlich sind, ist die einzige Behandlung, es dem Verletzten bequem zu machen. Das sollte dem Verletzten deutlich und freundlich erklärt werden als eine Wahl zwischen jenen, denen eine Behandlung gut tut, und jenen, die von einer Behandlung nichts haben. Wenn der Verletzte Schmerzen hat, bedeutet das Schmerzmedikation bis zum Punkt der Benommenheit, oder, wenn keine Medikation existiert und der Schmerz extrem ist, Beistand zum Selbstmord. Im Gegensatz dazu, was den Menschen glauben gemacht wurde, bitten Menschen in schweren, chronischen und hoffnungslos schmerzhaften Situationen zu sterben. Sie betteln tatsächlich darum.
   
• Wo die Verletzten immer noch die Kapazität der Pfleger übersteigen, tritt als Nächstes die Qualität des Lebens in die Gleichung ein. Wird ein Leben nur gerettet, um in Schmerz zu leben oder in verringerter Kapazität, oder wird ein Leben gerettet und mit allen Fähigkeiten wiederhergestellt? In dieser Frage bedeutet volle Fähigkeit nicht, daß der Blinde oder Amputierte vernachlässigt werden sollte. Volle Fähigkeit bedeutet vernünftige geistige Kräfte, die Fähigkeit zu essen und ohne Demütigung sich zu beschränken, die Fähigkeit zu leben, ohne ewig an Maschinen zu hängen; kurz, ein Leben, das man tolerieren kann anstatt ein Leben, das man fürchtet. Hier wieder sollte dem Verletzten die Entscheidung erklärt werden, der die Pfleger ermahnen mag, es sich nochmal zu überlegen, wenn sie mit der Entscheidung nicht einverstanden sind. Seid bestimmt, denn eine schwankende Haltung quält nur den Verletzten, dem erlaubt werden sollte, mit der Situation klarzukommen. Erinnert den Verletzten an die anderen, die auch nach Hilfe schreien.
   
• Wenn die Verletzten immer noch die Kapazitäten der Pfleger übersteigen, fällt die Wahl nach Richtlinien, die den Menschen vertraut sind. Eine schnell gegebene Behandlung, wie zum Beispiel ein Tourniquet, um zu verhindern, daß der Verletzte zu Tode blutet, wird anderen Behandlungen vorgezogen, die mehr Zeit erfordern, wie eine Operation, um das innere Bluten zu stoppen. Das Abwaschen von Giften, die an der Haut fressen hat Vorrang vor dem Entfernen eines Splitters, der ein Auge oder ein Körperteil durchsticht. Den Schock zu verhindern hat Vorrang davor, einen gebrochenen Knochen zu richten. Die Pfleger sollten bei diesem Prozeß bestimmt und engagiert sein und keine wertvolle Zeit verwenden, mit jenen im Schmerz und mit jenen, die verrückt vor Angst vor ihren Verletzungen sind, zu diskutieren.

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Übersetzung von Niels