Menschliche Kost


Insekten als menschliche Nahrung - Mikroviehwirtschaft
Von William F. Lyon, aus Ohio State Fact Sheet der Entomologie
(Nährstofftabelle auf Webseite)

Am 2.Januar 1996 berichtete das Wall Street Journal über eine "kleine tatkräftige Gruppe von Entomologen, Farmern und Köchen", welche eßbare Insekten anbieten. Nahrung die in akademischen Kreisen als Mikroviehwirtschaft bekannt ist. Entomophagie (das Essen von Insekten) muß noch für die meisten Menschen in den Vereinigten Staaten und Europa trotz dem im Vergleich zu anderen Tieren überragenden Nährstoffgehalt eßbarer Insekten alltäglich werden. Andere Kulturen auf der ganzen Welt haben Insekten zum Hauptbestandteil ihrer Kost gemacht und erhalten somit eine ausgezeichnete Eiweißquelle. Insekten sind in vielen Entwicklungsländern ein billiger Ersatz für Fleisch. In Mexico werden Grashüpfer und andere eßbare Insekten auf Dorfmärkten kiloweise verkauft und vor dem Verzehr gebraten. Viele werden auch in Dosen als gebratene Grashüpfer, mit Schokolade überzogene Ameisen usw. verkauft. Tortillas werden in vielen Restaurants von Mexico City mit roten und weißen Agavenwürmern serviert. Die kolumbianische Bevölkerung erfreut sich des Verzehrs vieler Arten von Insekten wie Termiten, Palmenmaden und Ameisen. Ameisen werden zerstoßen und zum bestreuen von Brot verwendet. Bekannte von den Philippinos gegessene Insekten sind Junikäfer, Grashüpfer, Ameisen, Maulwurfsgrillen, Wasserkäfer, Feldheuschrecken, Heuschrecken und Libellenlarven. Sie können gebraten, gegrillt oder in Gemüse geschwenkt werden. In Teilen von Afrika werden Ameisen, Termiten, Käferlarven, Raupen und Grashüpfer gegessen. Einige Insekten wie Termiten werden gleich nach dem Fang roh gegessen während andere zuvor gebacken oder gebraten werden. Eine geröstete Riesenwasserwanze wird in Asien vorzugsweise am Stück verzehrt. Sie kann leicht bei Nacht in der Nähe von Lichtquellen gesammelt werden. Köche in Papua-Neuguinea sind für ihre Sagomaden bekannt. Sie werden oft gekocht oder über dem offenen Feuer geröstet. Andere eßbare Insekten dieses Landes sind Mottenlarven, Wespen, Schmetterlinge, Libellen, Käfer, ausgewachsene Grashüpfer, Zikaden, Phasmiden, Motten und Grillen.
In den Vereinigten Staaten bieten einige Restaurants (Washington, D.C.) in ihren Rezeptbüchern und Menüs u.a. auch Insekten an. Auf der Karte stehen interessante Gerichte wie mit zermahlenen Raupen vermischte und gebratene Mehlwürmer. Insekten können die normalen Rezeptzutaten ersetzen. Tom Turpin, Professor für Entomologie an der Purdue Universität, erfreut sich an "chocolate chirpy chips", was eine Variante von Schokoladenchipkeksen ist. Er benutzt das Schokoladenchipkeks-Rezept und gibt vorm Backen geröstete Grillen zum Teig. Die Flügel und Beine der Grille werden vorm Rösten entfernt. Die meisten amerikanischen Insektenrezepte basieren auf der begrenzen Anzahl von Insekten, die leicht von Versorgungsfirmen, Tierhandlungen oder Delikatessenläden erhalten werden können. Ameisen, Grillen, Grashüpfer und Mehlwürmer sind die am meisten zum Kochen verwendeten Insekten. Weltweit werden über 1000 Insektenarten von Menschen gegessen. Nicht alle Insekten sind eßbar. Mache Insekten sind giftig, andere verursachen Allergien. Verwendet nur Arten die im Entomologie-Faktenblatt erwähnt werden. Zusätzlich zu den Nährstoffen kommt noch der Vorteil des guten Geschmacks. Doug Whitman, Entomologe an der Illinois State University ißt rohe Larven der gemeinen Wespe, welche einen süßen, nussigen Geschmack haben. Gene R. DeFoliart, Entomologe der Universität von Wisconsin im Ruhestand, bevorzugt die größeren Wachsmotten-Larven (gut durchgebraten schmelzen sie im Mund und schmecken wie Speck) und gut gebratene Grillen, welche einen knusprigen, scharfen Geschmack haben. Er glaubt, die Honigbiene hat die Chance ein amerikanisches Käfernahrungsmittel zu werden. Ein halbes Kilo Honigbienen enthält etwa 3500 Bienen. Sie können bei niedriger Hitze in den Ofen gelegt werden und dann im Mehl in Keksen verarbeitet werden. Einige glauben Insektenpopcorn, aus Grillen hergestellt, könnte zu einer neuen Theatherbedrohung werden.
Die meisten Insekten sind billig, schmecken und sind eine gute natürliche Eiweißquelle, die weniger Land und Futter benötigt als die Zucht von Kühen oder Schweinen. Viele Insekten sind viel sauberer als andere Lebewesen. Z.B. fressen Grashüpfer und Grillen frische, saubere grüne Pflanzen. Krabben, Hummer und Katzenfische hingegen fressen jede Art von Schmutz, da sie als Aasfresser (Bodenwasserfresser) das Material zersetzen. Der entomologischen Gesellschaft zufolge sind dem Gewicht nach Termiten, Grashüpfer, Raupen, Kornkäfer, Stubenfliegen und Spinnen bessere Proteinquellen als Rinder, Hühner, Schweine oder Lämmer. Außerdem enthalten Insekten wenig Cholesterin und Fett. Wenn die Amerikaner mehr Insekten (Käfer) in ihrer Nahrung tolerieren würden, könnten Bauern den Gebrauch an Pestiziden pro Jahr beträchtlich reduzieren. Es ist besser mehr Insekten als Pestizidrückstände zu essen. Wenn die US Nahrungs- und Arzneimittelbehörde die Beschränkungen für Insekten und ihre Teile (das Erlaubte Verdoppeln) in der Nahrungsmittelproduktion lockern würde, könnten die US Farmer die Anwendung von Pestiziden im Jahr beträchtlich senken. Vor 50 Jahren war es bei Äpfeln normal, daß sich darin Würmer befanden, in Bohnenhülsen Käferbisse waren und die Blätter des Kohls von Würmern angefressen wurden. Die meisten Amerikaner sind sich möglicherweise gar nicht bewußt, daß sie bereits jetzt pro Jahr etwa ein (halbes) Kilogramm Insekten essen. Man sieht sie nicht, da sie in Produkten wie Erdbeermarmelade, Erdnußbutter, Spaghettisauce, Apfelsauce, tiefgefrorenem Broccoli usw. in winzige Teile zermahlen enthalten sind. Im Grunde machen diese Insektenteile einige Nahrungsmittel nahrhafter. Ein Blatt des Food Insects Newsletter berichtet, daß 80 Prozent der Weltbevölkerung Insekten absichtlich essen und 100 Prozent dies unbeabsichtigt tun.
Übersetzung von Daniel

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